Interessante Zahlen und Fakten vorab:
- Die erste repräsentative Befragung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland zeigte, dass zwei von fünf Frauen im Verlauf ihres Lebens Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt werden, 13% von ihnen schwere sexuelle Gewalt (Vergewaltigung, Nötigung) erfahren (Schröttle, 2004).
- Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2000 geht davon aus, dass auf 5% aller Vergewaltigungen eine Schwangerschaft folgt. So wären das beispielsweise bei 8118 angezeigten Fällen von Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung im Jahr 2006 (Quelle: www.bka.de) in Deutschland rund 406 Schwangerschaften aus sexuellen Übergriffen. Die angenommene Dunkelziffer ist 10-20 mal höher.
- Gewalt gegen Frauen ist überwiegend Gewalt durch männliche Beziehungspartner: die o.g. Studie ergab, dass jede vierte Frau Gewalt durch ihren Partner erfährt (Schröttle, 2004). In der Schwangerschaft besteht eine statistisch erhöhte Gefahr, dass ein potentiell gewalttätiger Mann seine Frau schlägt – infolgedessen gibt es ein erhöhtes Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt und durch Gewalt verursachter Schwangerschaftskomplikationen (Hagemann-White, 2003).
Dem steht gegenüber, dass uns keine ausgearbeiteten Konzepte zur Beratungsarbeit mit derart traumatisierten schwangeren Mädchen und Frauen bekannt sind. Es ist jedoch von einem großen Informationsbedarf sowohl bei Fachkräften als auch bei Betroffenen auszugehen.
Wichtig zu wissen: wenn eine werdende Mutter unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS – häufige Folge eines Missbrauchs/einer Vergewaltigung) leidet, dann kommt diese in über 50% der Fälle intra-uterin beim werdenden Kind an. Es wird bereits mit einer PTBS geboren, da es durch die Stressreaktion der Mutter unmittelbar mit-traumatisiert wird. Die Folgen sind gravierend und können über Generationen weitergegeben werden! Aber mit professioneller Hilfe für Mutter und Kind kann dieser Kreislauf durchbrochen und gestoppt werden.